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at.tension#5

Resumee at.tension-festival 2013

Die 5. Auflage unseres Theaterfestivals ist Geschichte und es ist an der Zeit einen Rückblick auf das Geschehene zu werfen. In zwei Sätzen würden wir das folgendermaßen auf den Punkt bringen:
Es war ein wahrlich schönes Fest, es gab viel großartiges Theater und ihr wart ein tolles Publikum. Selbst das Wetter hatte es sehr gut gemeint.
Natürlich hat es auch Kritikpunkte gegeben, aber bevor wir darauf eingehen, wollen wir einmal ein paar grundsätzliche Dinge erwähnen.

Danke!

Die at.tension#5 wurde fast komplett auf der Grundlage von unbezahlter also ehrenamtlicher Arbeit realisiert! Alle, die sich auf diesem Festival, unter zum Teil extremen Belastungen, für das Gelingen also für euer Festivalerlebnis engagiert haben, taten dies aus reinem Idealismus und mit großartigem Enthusiasmus. Wir wollen der ganzen Crew an dieser Stelle herzlichst danken und alle Besucher_innen noch einmal an diese Tatsache erinnern. Im Grunde haben alle Künstler_innen für einen schmalen Taler und viele sogar für umme gespielt. Hier auch ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.

von 15 auf 45

Um die Situation, vor der wir stehen, besser verstehen zu können,  wollen wir kurz die Anfänge der Geschichte streifen. Die erste at.tension startete 2006 mit 15 Theaterproduktionen, 30 Aufführungen und 1200 zahlenden Besucher_innen. Sie wurde zu je einem Drittel aus Eintritt, Förderung der Bundeskulturstiftung und Kulturkosmos finanziert. Damals hätten wir uns gewünscht mehr Menschen ad hoc für dieses neue Theaterfestival begeistern zu können.
2013 und vier Ausgaben später waren 4500 Festivaltickets schon Monate im Voraus ausverkauft und wir mussten das Kartenkontingent am Ende auf 5500 zzgl. 500 Tageskarten aufstocken. Wir präsentierten 45 Produktionen in ca. 90 Vorstellungen in vier Tagen und standen trotzdem unter enormem Druck, denn plötzlich wollten alle zur at.tension und wir mussten selbst guten Freund_innen erklären, dass es keine Tickets mehr gibt.
Die Produktionen und die Vorstellungen hatten sich also verdreifacht, die Kosten allerdings gleichzeitig fast versechsfacht. Fördergelder gab es nicht mehr und nur Dank der Zusage des Kulturkosmos, die fehlenden Gelder zuzuschießen, konnte das Festival realisiert werden.

20.000 Platzkarten

Wenn wir einmal zusammenzählen, wie viele insgesamt an diesem Wochenende real Theater gesehen haben, dann waren allein anhand der ausgegebenen Platzkarten 20 260 Menschen in den geschlossenen Vorstellungen. Dazu haben insgesamt ca. 10 000 Menschen die verschiedenen Vorstellungen auf dem Gelände und den unlimitierten Spielstätten gesehen. Bei ca. 6000 Besucher_innen (zzgl. 1000 Artists und Crew) ergibt sich ein daraus über das gesamte Wochenende ein Durchschnitt von 4,4 Vorstellungen/Person.

Das sind zum einen Zahlen, die die Dimension und die Bedeutung des Festivals zeigen, aber auch klar machen, dass das Verhältnis von „drinnen und draußen“ in Zukunft bedeutend verbessert werden muss, auch wenn dies ein erhöhtes Wetterrisiko bedeutet.

Das große Problem der Mehrzahl der Besucher_innen lag darin, dass es unheimlich mühsam war, eine der gut 20 000 Platzkarten für die limitierten Vorstellungen zu bekommen. Stundenlanges Warten in einer Schlange vor den Tickethäuschen gehörte für alle ambitionierten Theaterfreaks zur Realität und das hat vielen am Ende sehr auf die Stimmung geschlagen.

Die Situation hat sich noch einmal dadurch verschärft, dass beim Schlange stehen für viele kein fair play galt und viele nach zum Teil stundenlangen Anstehen chancenlos blieben, weil andere sich am Ende in die Schlangen gemogelt haben oder mit falschen Tickets versucht haben in die Shows zu kommen. Das hat auch unsere Stimmung getrübt und es gab so manche tragische Situationen und viele ehrliche Verlierer_innen.

Andererseits hat sich auch die Mehrheit der Schlangensteher_innen als beratungsresistent erwiesen und sich oftmals chancenlos in Schlangen angestellt, obwohl Schilder oder Ordner_innen oder vielleicht auch nur die eigene Vernunft darauf hingewiesen haben, dass es hier und jetzt sinnlos ist, weiter anzustehen.

Kartenhäuschen

Uns war seit der vergangenen at.tension klar, dass wir das Verhältnis von Besucher_innen und Programm nur in ganz begrenztem Rahmen verändern können bzw. nur dann mehr Tickets verkaufen können, wenn es mehr Programm geben würde. Da das finale Programm aber erst ca. 14 Tage vor Veranstaltung stand, einige last Minute Absagen dies auch noch reduziert haben und die Tickets bereits lang vorher verkauft waren, hat sich am Ende ein nicht geplantes Missverhältnis ergeben. Es wurde vor allem zu den Tageszeiten zu wenig Programm auf dem Platz präsentiert. Wir haben hier einiges unterschätzt und werden für die Zukunft das bisherige Konzept noch einmal grundsätzlich überdenken. Das Festival wird sich daher stärker in Richtung Straßentheater ausrichten.

Kartenhäuschen und Anstehen für Platzkarten wie in diesem Jahr, wird es in Zukunft nicht mehr geben. DIE Lösung wie es dann möglichst gerecht geregelt werden kann, ist noch nicht gefunden, aber wir arbeiten daran.

Tagestickets

Tagestickets wird es in Zukunft höchstens noch für den Sonntag geben, denn diese, eigentlich für Menschen aus der Region gedachten Tickets, gingen fast alle an Besucher_innen die trotz Ausverkauf von auswärts angereist und am Ende über die Tagestickets reingekommen sind.

Wir müssen aber auch die Erwartungshaltung mit der Viele Festivalbesucher_innen gekommen sind, mal etwas relativieren. Wer meint, auf der at.tension ein Kracherstück nach dem anderen konsumieren zu können und mit einem Schnitt von 6 oder mehr Stücken über das Wochenende verteilt unzufrieden ist, wird auch in Zukunft enttäuscht werden

Kinder

Worüber wir auch überrascht waren, war die große Anzahl der Kinder und das Selbstverständnis, welches uns von deren Eltern immer wieder begegnet ist. Natürlich ist die at.tension ein familienkompatibles Festival und soll dies auch bleiben. Sie ist aber nicht die „Fusion für Kinder und Familien“. Primär ist at.tension ein Theaterfestival und wird von einem vorwiegend erwachsenen Publikum besucht. Daher waren viele Stücke für Erwachsene und/oder für Kinder unter einem bestimmten Alter ungeeignet. Dies wurde auch im Programm benannt, hat aber im Allgemeinen wenig Eltern interessiert. Das hat leider oft dazu geführt, dass entweder Kinder gelangweilt waren und genervt haben, oder geschockt und verstört waren. Auch Kleinkinder und Babys in geschlossenen Vorstellungen haben immer wieder die Konzentration des Publikums beeinträchtigt. Wir werden daher bei der kommenden at.tension an den Zugängen der Spielstätten die von uns vorgegebene Altersbegrenzung kontrollieren. Im Gegenzug werden wir mehr Kinder- und Familienprogramm planen, denn natürlich freuen wir uns, wenn Kinder schon im frühen Alter den Weg ins Theater finden.

Limits

Auch in Zukunft wird das Problem bleiben, dass nicht alle alles sehen können. Wenn wir internationale Produktionen einladen, wie in diesem Jahr Cubitus du Machot, die so großartig sind, dass es am Ende alle sehen wollen, dann kann das einfach nicht funktionieren, denn es gibt eben nur 1600 Plätze in den 4 Tagen.

Förderung

Die 2. Herausforderung welche, egal wie wir’s in Zukunft machen, bleibt, ist die Finanzierung eines solchen Festivals. Wir verzichten bewusst auf Fremdförderung und wer die Realitäten von Fördergeldern kennt, kann sich vorstellen, wie viel Arbeit und Energie wir deshalb in andere Bereiche des Festivals stecken können und wie schwierig es wäre, alle 2 Jahre nennenswerte Summen zu akquirieren. Ohne die Co-Finanzierung durch den Kulturkosmos wäre es überhaupt nicht machbar. Wenn wir die Besucherzahlen wieder deutlich herunterschrauben würden, so dass alle mehr Theater sehen könnten, würde der Eintrittspreis exorbitant ansteigen. Dann könnten sich viele das Festival gar nicht mehr leisten.

Es wird also in Zukunft darum gehen, mit den vorhandenen Mitteln proportional mehr Programm zu stricken und da wo es möglich und sinnvoll ist, Bühnen ohne Limitierung zu bauen. Für die limitierten Spielorte werden wir ein System entwickeln, dass die Verteilung der Platzkarten gerechter regelt und unfaire Ellenbogenmentalität von Besucher_innen einschränkt. Hier gibt es bereits Ideen, aber wie es am Ende laufen wird, ist noch nicht entschieden.

Fazit

Zum Ende wollen wir noch einmal feststellen, dass die at.tension#5 für uns und alle Beteiligten ein großartiges Festival war, das nicht zuletzt auch Dank des schönen Wetters zum Sommerabschluss noch einmal richtig Sonne in unsere Herzen gebracht hat und auch wenn die meisten von uns weniger Theater als erhofft gesehen haben, hatten wir alle eine sehr schöne Zeit zusammen und freuen wir uns jetzt schon auf at.tension#6 in 2 Jahren